Projekt

Selektive auditive Aufmerksamkeit bei Kindern im Vor- und Grundschulalter – Entwicklung eines kindgerechten Aufmerksamkeitsparadigmas

Steckbrief

Eckdaten

Professur:
HTA
Fördermittelgeber:
Exploratory Research Space (ERS) - RWTH Aachen University
Förderprogramm:
ERS Seed Fund Call
Status:
laufend
Forschungsgebiet:
Psychoakustik

Ansprechpartner

"Das Ziel des vorliegenden Gemeinschaftsprojekts (Medizinische Akustik und Kognitions- und Experimentalpsychologie) ist die kindgerechte Modifizierung eines inzwischen gut etablierten Paradigmas zur Erforschung der selektiven auditiven Aufmerksamkeit (siehe Koch et al., 2011). Am Lehr- und Forschungsgebiet für Medizinische Akustik ist derzeit ein mobiles Hörversuchslabor (inkl. akustischer virtueller Realität) in der Entwicklung, mit dessen Hilfe Hör- und Aufmerksamkeitstest direkt vor Ort an Schulen und Vorschulen durchgeführt wer-den können. Bei diesen Tests spielt die individuell angepasste Stimulation akustischer Szenen eine wichtige Rolle, vor allem in der binauralen Wiedergabe. Grundlage hierfür ist einerseits die personenspezifische Messung bzw. Individualisierung der Außenohrübertragungsfunktio-nen (engl. Head-Related Transfer Functions, kurz HRTFs) und andererseits die hierauf ab-gestimmte systematische Entzerrung der verwendeten Kopfhörer. Aktuell gibt es jedoch noch keinen geeigneten auditiven Aufmerksamkeitstest, der bei Grund- und Vorschulkindern an-gewendet werden könnte. Am Lehr- und Forschungsgebiet für Medizinische Akustik und am Institut für Psychologie wurde in der jüngeren Vergangenheit gemeinsam ein Paradigma ent-wickelt, welches die Flexibilität der auditiven Aufmerksamkeit sowie die Resistenz gegenüber irrelevanten auditiven Stimuli mithilfe von „online“-Leistungsmaßen (Reaktionszeiten und Feh-lerraten) erfasst. Dieses Paradigma stellt sogenannte Cocktail-Party-Situation nach, in denen trotz Umgebungslärm und vielen Sprechern nur auf das Gesagte einer Person geachtet wer-den soll. Der relevante Sprecher muss also in der Wahrnehmung hervorgehoben werden und irrelevante Information muss in den Hintergrund treten. Dies ist eine fundamentale kognitive Fähigkeit, die uns unter anderem die Kommunikation in natürlichen akustischen Szenen er-möglicht. Über das gemeinsam entwickelte Paradigma wurden bisher junge und ältere Er-wachsene vorwiegend mit Zahlen- oder Buchstaben-Kategorisierungs-Aufgaben getestet. Ziel dieses Projektes ist es nun, das ein kindgerechtes Paradigma mit Aufgaben und anspre-chenden Stimuli für Vor- und Grundschul-Kinder zu entwickeln. Dabei sollen möglichst natür-liche und den Kindern vertraute akustische Szenen gewählt werden. Die Erforschung der Kontrolle auditiver selektiver Aufmerksamkeit im Kindesalter soll langfristig die Forschung mit jungen und älteren Erwachsenen ergänzen, um letztendlich zu einem kohärenten Bild der Entwicklung der auditiven Aufmerksamkeitskontrolle über die gesamte Lebensspanne zu füh-ren. Gerade im Kindesalter sind aufgrund der noch nicht vollständig abgeschlossenen Ent-wicklung des Frontalkortex, welcher maßgeblich mit exekutiven Kontrollfunktionen zusam-menhängt, Defizite in der flexiblen Anpassung der auditiven Aufmerksamkeit zu erwarten. Ein weiterer wichtiger Aspekt des beantragten Projektes ist es, verschiedene Pegel von Umge-bungslärm in die simulierten akustischen Szenen integrieren. In Kombination mit dem mobilen Hörversuchslabor ergibt sich die Möglichkeit, den Einfluss von Lärmbelastung auf kognitive Funktionen wie auditive Aufmerksamkeit ohne reale Lärmquellen und mit minimalen Aufwand für Eltern und Schulen systematisch zu untersuchen. Als Endpunkt dieses Projekts soll das experimentelle Paradigma inklusive Stimulusmaterial entwickelt und pilotiert werden. In der Folge dieses Projektes werden externe Drittmitteleinwerbungen, zum Beispiel bei der DFG, angestrebt, die derzeit aufgrund fehlender empirischen Nachweisen für dieses Untersu-chungsszenario nicht realistisch sind."