Lärmforschung
Das Forschungsgebiet Lärmforschung befasst sich mit Lärmursachen und Lärmwirkung auf den Menschen. Die messtechnische Erfassung von Lärm ist schwierig, da die Wirkung von Lärm nicht nur von der komplexen Struktur der Lärmquellen abhängt, sondern auch von Kontext und Situation. Eine Bewertung mit standardisierten Belastungsmaßen, wie zum Beispiel mit dem A-bewerteten Schalldruckpegel, ist hier völlig unzureichend. Demnach können aus diesen Maßen auch keine ausreichenden Rückschlüsse auf die tatsächlich empfundenen Lärmbelastung und auch Langzeitfolgen gezogen werden.
Im Zentrum unserer Arbeiten stehen hauptsächlich Aspekte von Auswirkungen von Lärm auf die auditive Aufmerksamkeit und weitere Hörprozesse von Kindern und Erwachsenen. In Bezug auf Kinder-Hören haben Untersuchungen in Kindertagesstätten und (Grund-)Schulen gezeigt, dass es wichtig ist in der Lärmbewertung und –erfassung, speziell für Kinder entwickelte Messtechniken zu nutzen (Binauraltechnik/Kinderkunstkopf), da Kinder sich signifikant von Erwachsenen unterscheiden können.
Ein weiterer Aspekt unserer Forschung ist zudem die gehörrichtige Reproduktion von Lärm in Hörexperimenten in Kooperation mit Kindern, um eine möglichst realitätsnahe Präsentation der Lärmszenen zu ermöglichen, denen die Kinder tagtäglich ausgesetzt sind.
Mobile auditive Forschung
Die Durchführung von Hörversuchen bedeutet nicht nur für das wissenschaftliche Personal einen hohen organisatorischen Aufwand, sondern verlangt auch von den Teilnehmer*innen Ressourcen in Form von Zeit- und Anreiseaufwand ab. Dieser Mehraufwand stellt oftmals besonders für ältere oder eingeschränkt mobile Personen eine zusätzliche Hürde für die Teilnahme an wissenschaftlichen Studien dar. Bei Kindern bedarf es einer verantwortlichen Person, die den Transport zum Testlabor und die Betreuung während eventueller Wartezeiten vor Ort übernimmt. Für gesteigerte Praktikabilität wurde deshalb ein mobiles Hörlabor gebaut, welches es erlaubt Hörversuche direkt vor Schulen oder Altenheimen durchzuführen. Dafür wurde das Innere eines Wohnwagens akustisch optimiert, von externen Lärmquellen baulich abgeschirmt und alle benötigten technischen Geräte integriert.
Die Verwendung von virtuellen akustischen Umgebungen und deren binaurale Wiedergabe über Kopfhörer, Forschungshörgeräte oder Lautsprecher mit akustischen Übersprechkompensationsfiltern erlaubt beispielsweise die Erforschung von Lärmeffekten unter kontrollierten Bedingungen, Auswirkungen von Hörverlust auf die Sprachverständlichkeit in komplexen akustischen Szenen, und der Vergleich der Lokalisationsperformanz in verschiedenen Testgruppen – mit reduziertem Aufwand für die Teilnehmer*innen.
Weitere Details zur Implementierung und Evaluierung entnehmen Sie bitte der folgenden Veröffentlichung: Pausch, F., Fels, J., MobiLab – A Mobile Laboratory for On-Site Listening Experiments in Virtual Acoustic Environments. Acta Acustica united with Acustica, 105(5):875–887, 2019.